Beethoven gegen Hausmeister

Mein Leben hat sich anhand einer Kette von Zufällen entwickelt, welche auf den ersten Blick ziemlich irre erscheinen mag. Erst heute, mit genügend Abstand, entdecke ich darin eine geradezu zwingende Logik. 

So habe ich es durchaus mal versucht, den braven, bürgerlichen Weg zu gehen. Als Jura- Student, in München. Mit einem WG-Zimmer, im damals noch gar nicht so hippen, Glockenbachviertel – und einem Job bei der Münchner Wach-und Schließgesellschaft. So nannte sich das älteste „Security Unternehmen“ der Stadt und einen ehemaligen Zeitsoldaten haben sie gern genommen. Besonders, wenn er fließend drei Sprachen beherrschte und ein sauberes Führungszeugnis hatte. Was in dieser Branche alles andere als selbstverständlich war.

Eigentlich konnte ich mich auch gar nicht beschweren über meine Einsätze, außer dass es sich dabei meist um 12-Stunden Schichten handelte. Von 6 Uhr morgens  bis 18 Uhr abends, habe ich bei SIXT Reservierungsanfragen entgegengenommen, oder mir von 9 Uhr bis 18 Uhr in Juweliergeschäften die Beine in den Bauch gestanden. Zusätzlich belastet mit einem Revolver und der Anweisung: „Wenn mal was ist, um Gottes Willen erst werfen, dann schießen!“ 

Die aufgerüschten Damen dort, fanden mich süß. Die Herren in Kashmir mochten mich auch gut leiden und ich lernte wirklich viel über Schmuck, teure Uhren und die Gepflogenheiten in diesem Geschäft. 

Es gab jedoch auch so richtig üble Einsätze, in denen ich von 18 Uhr bis 6 Uhr eine Baustelle bewachen durfte, oder eben die Pforte im Raiffeisen Rechenzentrum…

Das lag im, damals ganz neuen Gewerbegebiet München Aschheim. Dort zu arbeiten, bedeutete für mich Wecken um 4:00, einen erfrischenden Spaziergang zur Bahn und dann eben noch mal gute 20 Minuten Fußmarsch von der S-Bahn Haltestelle zu Rechenzentrum. Damals waren die Winter noch wirklich kalt!

Da saß ich dann, eines Morgens, an der Einfahrt, in einem Pförtnerhäuschen. Vor mir zwei Knöpfe. Einen für „Schranke hoch“ einen für „Schranke runter“. Eine Kladde, um die Kennzeichen der Besucher einzutragen und einen kleinen Radiowecker. Mehr gab es nicht.

Es mögen an diesem Morgen vielleicht drei Stunden von meiner Schicht vergangen sein. Auf dem kleinen Radio hatte ich Bayern 4 Klassik eingestellt und es lief der dritte Satz aus dem Konzert für Orchester, Klavier, Cello und Violine Opus 56 von Ludwig van Beethoven. 

Das ist ein Rondo, in welchem zuerst die Violine eine einfache Melodie spielt, in die das gesamte Orchester einfällt. Dann ist das Cello an der Reihe und wieder das Orchester, danach das Klavier und so weiter. Ein himmlisches Zusammenspiel, eine Überlagerung von Stimmen und miteinander wettstreitenden Solisten. 

Auch wenn meine Lage insgesamt nicht so glorios war, fühlte ich mich durchaus glücklich. Dann kam der Hausmeister.

Grauer Kittel, Hornbrille, Hut, eine deutsche Karikatur. Er forderte mich dazu auf, das Radio abzustellen. 

„Warum?“ fragte ich

„Weil I dös sog!“ entgegnete er.

„Ich kann meine Arbeit wirklich auch mit Musik tun“.

„Mogst frech wern?“ Kam es drohend zurück.

„Nun“ sagte ich in klarem Hochdeutsch „Haben Sie gerade Zeit?“

„Warum?“ blaffte er

„Wir haben nämlich zwei Möglichkeiten: Entweder das Radio bleibt an, oder ich verlasse sofort meinen Posten. Bis ein Ersatz für mich kommt sitzt dann erstmal DU auf meinen Stuhl!“

„Wannst dös machst, schmeißen di doch naus bei der Woch und Schließ!“ Kam es zurück.

„Nun“ gab ich zurück „ich möchte keine Arbeit machen, in der mir idiotische Befehle erteilt werden. Auf so einen Job scheiße ich! Also, was machen wir jetzt?“ damit stand ich vom Stuhl auf und wurde etwas lauter.

„Spinnst jetza? Du tuast, wos I sog!“ schrie der Kittel.

„Dann setz dich hin, du altes Arschloch. Viel Spaß!“

Ich genoß kurz das fassungslose Gesicht dieses alten Nazis, griff mir meine Winterjacke und machte mich auf den Weg nach Hause. Ich habe es gerade auf Google nachgesehen, das waren 11 Kilometer. Ich ging zu Fuß. Es war saukalt, an diesem sonnigen Februarmorgen.

Damals habe ich beschlossen, dass mir niemals wieder in meinem Leben jemand Befehle erteilen darf. Ich war wieder glücklich!

Ein paar Tage später hatte ich einen Termin bei einem Freund meines Vaters. Erfolgreicher Rechtsanwalt im barocken Preysing Palais, gegenüber der Münchner Residenz. Dort saß er, ebenfalls eine barocke Gestalt, hinter einem barocken Schreibtisch, in einem Raum mit gefühlten 5 Metern Luft darüber, bis zur überreich dekorierten Stuckdecke. 

Irgendwie hatte ich die Hoffnung, dass ich bei ihm einen Job bekommen könnte. Doch er erklärte mir zuerst, dass vor mir im besten Fall 20 Jahre harter Arbeit liegen würden, bevor ich vielleicht 20.000 Mark im Monat verdienen würde. Davon hätte ich jedoch wenig, denn es bliebe mir in dem Fall keine Zeit, das Geld auszugeben!

„Außerdem, warum sollte ich Sie einstellen?“

fragte er.

„Wenn Sie frisch aus dem Referendariat kommen, können Sie bei mir bestenfalls die Papierkörbe ausleeren! Und wenn ich Ihnen dann alles beigebracht habe, dann hauen Sie ab und machen mir Konkurrenz“

„Mal ganz ehrlich, was können Sie?“ 

„Ich kann gut schreiben“

„und?“

„Ich beherrsche vier Sprachen“

„und?“

„Ähhh, ich kann Motoren reparieren“

„Sehr gut!“

Kam es hinter dem Schreibtisch hervor

„Dann können Sie ja etwas mit Ihren beiden Händen machen. Warum tun Sie das nicht!“

Google sagte mir gerade, dass die Kanzlei noch noch immer am gleichen Ort existiert, nur der Name hat sich verdoppelt. Offenbar haben zwei Söhne des alten Herrn den Laden übernommen. Für manche Dinge muss man geboren sein.

Dem Freund meines Vaters bin ich deshalb noch heute dankbar für seine deutlichen Worte. Sie haben meinem Lebensweg eine neue Richtung gegeben. Ich bin seinem Rat gefolgt und wurde erst mal Gebrauchtwagenhändler. Schon bald fuhr ich in einem alten Jaguar zur Uni. Wenn ich es denn überhaupt noch mal tat…

Durch diesen alten Jaguar haben sich dann auf wundersame Weise weitere Möglichkeiten ergeben. Das erzähle ich vielleicht ein andermal… wenn Ihr wollt.

Was ist nun die Moral von dieser Geschichte? Arbeite nicht als Pförtner, wenn du Anwalt werden willst! Doch warum willst du dich überhaupt in ein Muster pressen lassen? Mach einfach das, was du gut kannst und der Rest ergibt sich von selbst.

Ich bin kein Impfgegner!

Wer sich impfen lassen möchte, soll das doch meinetwegen tun. 

Meine Kinder sind geimpft, genauso wie die meisten meiner Freunde, das ist kein Thema zwischen uns, ich werde nie ein Wort gegen ihre Entscheidung sagen. Ich selbst bin hingegen nicht geimpft und das soll auch so bleiben. 

Ich erkläre mal kurz, warum: Trotz meiner 60 Jahre bin ich kerngesund, ich war noch nie in meinem Leben ernsthaft krank und habe auch keines der üblichen chronischen Gebrechen und Zipperlein, die viele Menschen meines Alters plagen.

Denn ich habe in den letzten 25 Jahren auf meinen Körper geachtet. Yoga praktiziert, viel gelaufen, mich gesund ernährt, sehr wenig Streß gehabt und immer gut geschlafen.

Ich trinke keine Coca Cola, esse kein Fastfood, rauche nicht und nehme keine Medikamente. Sollte ich mal Kopfschmerzen haben, trinke ich ein Bier und gehe wieder ins Bett. Mein Körper ist mir heilig, doch ein paar Maß Bier haben noch keinem Bayern geschadet.

Der Erste, der das Virus erforscht hat und der Letzte, der sich wissenschaftliche Seriosität bewahrt hat

Im Mai dieses Jahres hat dieser so gestählte Körper eine Infektion mit dem „gefährlichen Virus“ praktisch symptomlos überstanden. Ich muß mich also nicht schützen. Zudem steht inzwischen auch fest, dass Geimpfte dieses Virus in gleicher Weise weitergeben können, wie Ungeimpfte.

Warum zum Teufel sollte ich mir also eine Substanz spritzen lassen, deren Wirksamkeit inzwischen zweifelhaft ist, wobei ihre Nebenwirkungen noch lange nicht ausreichend erforscht sind?

Es gibt nichts, aber auch gar nichts, was eine Einschränkung meines Grundrechts auf körperliche Unversehrtheit rechtfertigen könnte. Auch wenn das Bundesverfassungsgericht, wahrscheinlich anders urteilen wird, wäre eine allgemeine Impfpflicht ganz klar verfassungswidrig. 

Der oberste Hüter des Rechtsstaats hat in meinen Augen seine Glaubwürdigkeit bereits mit der sogenannten Steuer-CD Entscheidung von 2010 verloren. Damals hat er für verfassungsmäßig erklärt, dass der Staat gestohlene Daten ankaufen darf. Mit anderen Worten: der Staat darf sein eigenes Recht brechen, wenn es ihm gerade in den Kram passt.

Heute morgen habe ich mal wieder mit einem alten Freund telefoniert. Er hat eine große Anwaltskanzlei in München, trägt Lodenmantel mit Hut und ist bestens vernetzt in CSU-Kreisen. Ein Vertreter des konservativen Bürgertums in Reinkultur, kein Querdenker wie ich.

Natürlich ist seine ganze Familie geimpft und er hat sich sogar zu Beginn der Pandemie von seiner Ehefrau separiert. Er blieb in der Stadtwohnung, während sie vom Landsitz aus arbeitete. Damit der Kanzleibetrieb nicht durch eine Erkrankung beider Partner behindert würde! 

Wie wir längst wissen, kam dann doch nicht alles so schlimm, aber noch immer wird uns glauben gemacht, es könne noch schlimmer kommen. Die Politik macht, was sie will und die Justiz segnet es wortlos ab. Dieser Freund spricht davon, dass die heutigen Gesetze mit der gleichen Methodik durchgepaukt werden, wie einst die Nürnberger Rassegesetze. Er spricht von einem Kollaps des Rechtsstaats.

Wenn ein derart besonnener Kopf solche Begriffe verwendet, weiß ich, was die Stunde geschlagen hat. Und bin ich sehr froh, dass ich dieses Land nicht mehr betreten muss.

Ist es denn woanders besser? Ja, nahezu überall!