Du lebst nicht ewig! Nutze die Zeit

Ich werde oft gefragt, wie ich es denn anstelle (nahezu) immer gut aufgelegt zu sein und mit einem Lächeln durchs Leben zu gehen. Naja, warum auch nicht? Mir geht es gut und die Umstände scheinen sich seit Langem auf magische Weise zu meinen Gunsten zu entwickeln. Es läuft!

Das ist jedoch nur eine Seite der Medaille, denn ich lebe genauso in dem Bewusstsein, dass dieses wunderschöne Leben nicht von Dauer ist und dass es jederzeit ein plötzliches Ende nehmen kann. Ja, dass dieses Ende sogar von der Natur unausweichlich vorgesehen ist. 

Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei!

Auch mein gepflegter Körper wird altern und ab einem gewissen Zeitpunkt Stück für Stück seinen Dienst quittieren. Der Verfall und Tod der eigenen Eltern haben mir das rechtzeitig zu Beginn meiner eigenen „besten Jahre“ vor Augen geführt. „Verzieh nicht das Gesicht, in ein paar Jahren liegst du auch so da!“ Das war die letzte Lektion, die ich von ihnen lernen durfte. 

Umso weniger Sinn macht es vor diesem Hintergrund, sich auch nur einen einzigen, der verbleibenden, kostbaren Tage mit Sorgen, Ärger und schlechter Laune zu versauen. Wann immer ich so einen Moment erlebe, schließe ich kurz die Augen und vergegenwärtige mir den Anblick der geliebten Menschen in Pflegebetten. Dann atme ich ein paar Mal tief ein aus und lasse es einfach los. 

Was auch immer mir Anlass zu negativen Emotionen gegeben hat, ist doch absolut nichtig. Denn es ist genauso vergänglich wie das ganze Leben an sich. Was bleibt schon von deinen ganzen, vermeintlich großen, Problemen, wenn du dir mal knallhart vor Augen führst, dass auch du sterben wirst? 

Freunde dich mit dem Tod an

Buddha empfiehlt seinen Mönchen eine ziemlich eklige Meditation. Stell dir vor, wie dein toter Körper auf dem Boden liegt und zu verwesen beginnt. Sieh zu, wie sich die Raben und Geier ihren Anteil holen, während von unten her die Würmer und Insekten angreifen. Dein Körper ist Teil der Natur und sie wird dich auch wieder aufnehmen, wenn deine Zeit abgelaufen ist. Wir sind alle Teil des Kreislaufes von Werden und Vergehen. Es lohnt sich einfach nicht, das Unweigerliche zu fürchten.

Die Stoiker sind nicht ganz so plastisch, doch auch ihr „Memento Mori“ legt uns nahe, uns mit dem Gedanken an unser Ende anzufreunden. Es schärft das Bewusstsein dafür, dass einzig und allein unsere Lebenszeit die einzig unwiederbringliche Ressource ist. Alles kommt und geht, doch die Lebenszeit läuft ab. Nutze sie daher, so gut du kannst.

Nichts ist unersetzlich – außer deiner Lebenszeit

Ich habe gute Freunde verloren, mehr als eine große Liebe ist über die Jahre zerbrochen und völlig pleite war ich auch schon mal. Auf geradezu wundersame Art und Weise kam jedoch alles wieder zurück. Neue Freunde, neue Liebe, frisches Geld. Wie gut, dass ich mich noch nie allzu lange über Verluste, Niederlagen und Demütigungen aufregen konnte!

Wenn du dir immer mal wieder den großen, endgültigen Verlust deiner Existenz vor Augen führst, schrumpfen alle sonstigen Widrigkeiten zu winzig kleinen Hindernissen. Es sind ja meist nicht einmal die Umstände selbst, die uns zu schaffen machen, sondern nur unsere Einstellung dazu. Auf die Umstände haben wir sehr oft keinen Einfluß, doch unsere Reaktion darauf steht immer komplett in unserer Macht. 

Wir können akzeptieren, was ist und uns sogleich den schöneren Facetten unseres Daseins zuwenden, oder wir können rebellieren und jammern, uns in Selbstmitleid suhlen und die Schuld bei anderen suchen. Doch wofür auch immer wir uns entscheiden, es wird nicht das Geringste an den Dingen ändern, die uns nicht gefallen. 

Du bist Herr deiner Gedanken und Emotionen

Die Bitternis über das Unabänderliche wird uns lediglich jenen Teil des Daseins vergällen, den wir ansonsten unbeschwert genießen könnten. Selbst das vermeintlich verpfuschteste Leben, hat nämlich immer noch mehr als genug lebenswerte Momente. 

Ich kenne Menschen, die mit schweren Behinderungen ein zufriedenes Dasein führen. Ich kenne auch Menschen, die jahrelang im Gefängnis saßen und sich damit arrangiert hatten. Was bleibt denn schon übrig, wenn dich das Schicksal so richtig in den Arsch tritt? Auch dann muss es nämlich irgendwie weiter gehen –  und es geht! 

Mein Vater musste drei Jahre seines Lebens anderen Menschen beim Sterben an der Ostfront zusehen (und dabei sein eigenes Leben erhalten). Dennoch habe ich von ihm nie recht viel mehr als ein Achselzucken über das Ganze vernommen. Er war Humanist und Stoiker.

Andererseits, habe ich viele kleinliche Klagen gehört, vorzugsweise in dunklen Kneipen (männlich) und auf Dating Portalen (weiblich). Früher fühlte ich mich noch dazu berufen, etwas Positives zum Leben dieser Menschen beitragen zu wollen. Ich habe mich immer wieder daran versucht und bin in der überwiegenden Anzahl der Fälle krachend gescheitert. 

Die Undankbaren bestraft das Leben

Jammern und Klagen scheint eine Droge zu sein, welche diese Unglücklichen genau dort hält, wo sie sind. Deswegen suche ich heute nur noch das Weite, wann immer ich den häßlichen Gesang der Undankbarkeit höre. Je weiter ich beim Geburtsjahr nach unten scrollen muss, desto weniger bin ich geneigt, meine verbleibende Lebenszeit in Gesellschaft von hoffnungslosen Fällen zu verbringen. Sorry!

Je älter ich werde, desto mehr dämmert es mir nämlich, was für ein unverschämtes Glück ich in meinem Leben hatte. In der großen, weltweiten Geburtslotterie, habe ich einen der Haupttreffer gezogen! 

Ich könnte nun nach dem großen Sinn dahinter suchen, doch allein aufgrund der Vergänglichkeit meines Daseins und meiner winzigen Bedeutung im großen Weltenspiel, erscheint mir das als ziemlich lächerliches Vorhaben. 

Ist es nicht viel sinnvoller, zu akzeptieren was ist und jede Minute seines Daseins dankbar dafür zu sein?

Genau deshalb gehe ich mit einem breiten Lächeln durchs Leben.

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